Was haben Bailongball und Burn-out miteinander zu tun. Auf den ersten Blick vielleicht lediglich, dass wir uns bei Menschen im Burn-out oder Menschen mit ähnlichen psychosomatischen Erkrankungen vorstellen, dass Bewegung sinnvoll sein kann. Unter bestimmten Bedingungen trifft dies auch zu, allerdings ist es sehr wichtig die Art, Form und Absicht der Bewegung in Zusammenhang zu einer Verbesserung der Situation zu bringen. An dieser Stelle muss ich ein bisschen weiter ausholen um einen Zusammenhang zwischen Bewegungen aus dem Bailongball sowie therapierelevantem Nutzen herzustellen.
Wie kommen wir in den Burn-out?
Wenn das Verhältnis zwischen Anforderungsprofil und Bewältigungskompetenz dauerhaft nicht gegeben ist, dann verändert sich unser vegetatives Nervensystem in dem Sinne, dass unser Ruhenerv – auch bekannt als Parasympathikus – nicht mehr in der Lage ist, der ständigen Aktivität des Aktionnervs – auch bekannt als Sympathikus – Ausgleich zu verschaffen. Unser vegetatives Nervensystem kann Fehlbelastungen über einen teilweise sehr langen Zeitraum ausgleichen, was zum einen seine Stärke ist, da wir dadurch sehr belastungsfähig werden und gleichzeitig seine Schwäche ist, da wir häufig Fehlbelastungen nicht in ein Verhältnis zu unserer momentanen Lage bringen können.
In gewisser Weise funktioniert unser vegetatives Nervensystem wie ein Überziehungskredit bei der Bank. Wir können es überziehen, müssen uns aber darüber im Klaren sein, dass wir zum einen Zinsen für eine Überziehung zahlen müssen, zum anderen der Rahmen des Überziehungskredites nicht unbegrenzt ist und gleichzeitig müssen wir immer wissen an welchem Punkt wir eigentlich stehen. Wenn dies bzw. die Regulation dazu nicht gewährleistet ist, treten psychosomatische Phänomene wie Burn-out, Depressionen, Angst- und Panikerkrankungen, usw. auf.
Viele Menschen haben grundsätzlich verstanden, dass sie bei einer Fehlbelastung einen Ausgleich brauchen. Wenn ich allerdings zum Beispiel nach einem langen Arbeitstag abends noch ins Fitnessstudio gehe, dann belaste ich meinen Körper prinzipiell noch mehr und schaffe eben keine Balance. Daher ist die Form der Bewegung entscheidend und die Frage wie ich über Bewegung den Parasympathikus als stärkendes und stabilisierenden System aktivieren kann.
Und damit kommen wir nun zum Bailongball. Bailongball wird grundsätzlich in runden, quasi unendlichen Bewegungen gespielt. Auch wenn ich beispielsweise in einem Turnier auf Punkte spielen kann, ist das zentrale Ziel des Bailongball nicht das Ziel gerichtete Gewinnen gegen jemand anderen, sondern das in Einklang bringen von Körper, Seele und Geist über die Übung mit dem Ball. Nur wenn ich in der Lage bin Körper und Geist in Einklang zu bringen, kann ich den Ball erfolgreich auf dem Racket halten bzw. den Ball in einem Ganzkörperschwung zurück zum Spielpartner schwingen.
Durch die ständig runde, unendliche Bewegung verlieren konkrete Ziele an Bedeutung und ich bin in der Lage in einen neutralen, meditativen Zustand zu gelangen. In diesem Zustand ist der Parasympathikus aktiviert, kompensiert den alltäglichen und nicht alltäglichen Stress und reguliert energetische Schieflagen.
Für die fortgeschrittene Übung bedeutet dies, dass je einfacher die Bewegungen für mich werden, desto sinnvoller es ist entweder neue und herausfordernde Bewegungen einzuführen und zu erlernen oder die bereits erlernten Bewegungen in größerer Perfektion und unter schwierigeren Bedingungen (wie zum Beispiel mit geschlossenen Augen, dem schwächeren Arm, mit mehreren Rackets/mehreren Bällen oder auch einem härteren Ball und Racket) zu üben. Dadurch bleibe ich in einer Situation, die mich fordert und keine Langeweile aufkommen lässt, wodurch der Parasympathikus kontinuierlich gefördert wird und aktiv Lebenspflege betrieben wird.
In diesem Sinne wünsche ich frohes Schwingen als einen der besten Wege um einem drohenden Burn-out vorzubeugen.
Fritjof Nelting
Bailongball Instructor
Geschäftsführer der Gezeiten Haus Gruppe
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